#ZAAVVEchteGeschichten Nr. 13: Wenn Ärzte aus Angst vor einer vermeintlichen Krankheit nicht mehr ihrem hippokratischen Eid folgen
#ZAAVVEchteGeschichten Nr. 13: Wenn Ärzte aus Angst vor einer vermeintlichen Krankheit nicht mehr ihrem hippokratischen Eid folgen und Patienten die notwendige Behandlung verwehren.
18 Januar 2022
Am 18.01.2022 sollte ich meine Reha-Maßnahme in einer psychosomatischen Klinik antreten. Ich hatte mit dem Zug anreisen müssen und da Maskenpflicht herrschte, hatte ich während der gesamten Zugfahrt eine Atemschutzmaske getragen. In den knapp zwei Stunden Zugfahrt hatte sich das Gummiband der Maske etwas gelockert. Durch das Tragen der Maske bekam ich öfter Ohrenschmerzen und machte den Gummi dann häufig über die Kopfhörer - somit saß die Maske stramm aber schnitt nicht in meine Haut ein.
Mein Zug war pünktlich und ich war voller Vorfreude bzw. Aufregung auf die kommenden fünf Wochen. Mit mir warteten noch 5 weitere Patienten am Bahnhof.
Die Abholung der sechs Patienten mit dem kleinen Taxi lief reibungslos, auch wenn es etwas eng war.
An der Klinik angekommen, sind nur ein Mann und ich ausgestiegen, die weiteren Mitfahrer sind offenbar zu einer anderen Einrichtung gefahren worden.
Die Klinik war verschlossen und dunkel. Der Herr und ich waren etwas verwundert und besorgt, da auch schon das Taxi weg war. Irgendwann entdeckte wir einen Klingelknopf und einen Zettel mit einer Telefonnummer. Beides führte dazu, dass uns Einlass gewährt wurde. Die Empfangsdame der Rehaklinik nahm uns auf (sie schien mir etwas überfordert, aber das war meine Wahrnehmung) und teilte uns mit, dass die „Infektionsschutzregeln“ gerade verschärft worden seien und das Aufnahme-Procedere einzeln durchgeführt werden müsse.
Ich wurde also allein in einen Warteraum geführt. Auf dem Weg dorthin wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass meine Atemschutzmaske ordentlich zu tragen sei, weil meine Atemschutzmaske mir durch den leicht lockeren Gummi bis an die Nasenspitze gerutscht war und nicht wie vorgeschrieben, am Ende des Nasenrückens fest anlag. Ich bedankte mich für den Hinweis und erwähnte dabei, dass ich ein Problem mit dem Tragen einer Atemschutzmaske habe. Die Atemschutzmaske könne mich triggern und eine Panikattacke auslösen (ein Attest wollte mir meine behandelnde Ärztin damals aus Angst vor Repressalien nicht ausstellen).
In dem Warteraum angekommen, wurde mir dann nochmal sehr deutlich gesagt, dass die Klinikregeln einzuhalten seinen. Sollte ich dagegen verstoßen, würde der Chefarzt geholt.
Ich war erst mal sehr erschrocken über den Umgang, den ich so nicht gewohnt war und habe nichts erwidert. Auf dem Weg nach draußen -offensichtlich wollte sie den Chefarzt holen - hatte mir die Empfangsdame aber noch gesagt, ich könnte ja das Fenster aufmachen.
Was ich dann auch tat, während ich wartete. Dann kam ein Herr recht stürmisch in das Wartezimmer und erklärte mir, er sei hier der Chefarzt und ich müsse die Maske tragen. Ich habe mich dann erst mal höflich vorgestellt und ihm erklärt, dass es sein kann, dass eine Atemschutzmaske bei mir zu einer Panikattacke führen könne. Daraufhin sagte er mir, ich könnte dann nicht an den therapeutischen Sitzungen teilnehmen. Er äußerte, dass er davon ausgehe, dass ich auch nicht „geimpft“ sei. Als ich ihm zustimmte, erwiderte er, dass ich täglich getestet werden müsse. Mich verstörte das Verhalten des Arztes zutiefst. Der Arzt verließ den Raum mit den Worten „dann macht das wohl erst wieder Sinn mit Ihnen, wenn Corona vorbei ist“.
Nach ca.10 min kam die Empfangsdame zurück und hatte eine FFP2 Maske für mich dabei. Sie teilte mir mit, dass sie ein Taxi für mich gerufen hatte. Ich war ganz perplex und entgegnete, dass ich gerne bereit sei, die Regeln im Haus zu befolgen und Verständnis für die Menschen habe, die Angst vor Ansteckung hatten. Ich sei bereit Rücksicht darauf zu nehmen, aber meine Angst sei halt eine andere. Die Empfangsdame versprach, noch einmal mit dem Chefarzt zu sprechen. Als sie zurückkam, teilte sie mir mit, dass der Chefarzt entschieden habe, mich nicht aufzunehmen.
Die Situation war so unwirklich für mich, dass ich gar nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Ich schlug mehrere Kompromisse vor, nur um aufgenommen zu werden. Ich erklärte der Empfangsdame, dass ich in der Event-Branche tätig war und mir von heute auf morgen meine gesamte Existenzgrundlage entrissen wurde und ich seit zwei Jahren damit nicht zurecht komme.
Ein halbes Jahr sehnte ich mich nach diesem Termin und den fünf Wochen Auszeit mit der letzten Hoffnung, dass in dieser Klinik kompetentes Personal ist, das mir wenigstens ein bisschen helfen könnte.
Als ich mir auf der Heimfahrt diese ganze Szene nochmal durch den Kopf gehen ließ, ist mir erst bewusst geworden, was dort passiert war: Der Chefarzt einer psychosomatischen Klinik
hatte einem tief depressiven Menschen, der auch schon mal mit dem Gedanken an Suizid gespielt hatte, aufgrund seiner persönlichen Hygiene-Regeln eine dringende medizinische Behandlung verwehrt.
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